68-jährige Vierlingsmutter: „Ich weiß nicht, wie die sich das alle immer vorstellen“ - WELT (2024)

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Schon die Schwangerschaft von Annegret Raugnik war ein heikles Thema: Vierlinge würden die 65-jährige Lehrerin überfordern, körperlich und auch psychisch, hieß es 2015.

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Ärzte hielten das gesundheitliche Risiko für Mutter und Kinder für zu groß, die Entscheidung für die Mehrlingsschwangerschaft sei geradezu verantwortungslos. Ein Professor als Leipzig bezeichnete die Schwangerschaft gar als „unseriösen Extremsport“. Auch im Internet wurde heftig diskutiert. Dort warfen einige Raugnik vor, es sei egoistisch, in einem Alter noch einmal vier Kinder zu bekommen, in dem andere in Rente gehen würden. Zumal sie zu diesem Zeitpunkt schon 13 Kinder hatte.

Doch die Lehrerin ließ diese Einwände nicht gelten: „Ich rede anderen Leuten nicht in ihr Leben rein, und ich erwarte, dass meins genauso akzeptiert wird“, entgegnete sie damals, angesprochen auf die Kritik. Sie habe sich für die Schwangerschaft entschieden, weil ihre damals zehn Jahre alte Tochter sich Geschwister gewünscht habe. Sie sehe keinen Unterschied darin, ob jemand mit Mitte 20 Kinder großzieht oder mit Mitte 60. Deshalb ließ sie sich in der Ukraine in einer Fruchtbarkeitsklinik behandeln und wurde schließlich dank Samen- und Eizellspende schwanger.

Fehlende Therapien für die Kinder?

Inzwischen sind die Kinder drei Jahre alt. Ein RTL-Bericht zeigt nun, wie es der Familie geht. Denn Raugnik, die seinerzeit die Exklusivrechte an ihrer Geschichte an den Sender verkauft hatte, ließ erneut Reporter in ihr Haus in Höxter (NRW) mit den Kleinkindern Bence, Fjonn, Dries und Neeta. Die Szenen, die die Reporterin dabei erlebte, wirkten ihrer Meinung nach besorgniserregend. Vor allem die medizinische Versorgung der Kinder, die als Frühchen per Notkaiserschnitt auf die Welt kamen, sieht Birgit Schrowange kritisch.

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Dries, der bei der Geburt 15 Wochen vor dem errechneten Termin eine Gehirnblutung erlitt und seitdem ein Druckventil im Kopf trägt, kann nicht richtig laufen und bräuchte dringend Physiotherapie. Bis heute bewegt er seine Arme und Beine beim Gehen noch unkoordiniert.

Neeta, das einzige Mädchen, musste direkt nach der Geburt am Dünndarm operiert werden, schielt stark. „Ich war beim Augenarzt in Behandlung, aber ich musste dann fünf Termine absagen, weil kein Babysitter da war.“ Eigentlich müsste das Kind eine Brille tragen, gesteht Raugnik Schrowange. Aber die Jungs machten alles kaputt, lautet die Erklärung für deren Fehlen.

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Immer wieder verweist die alleinerziehende Raugnik darauf, dass sie offensichtlich kaum Hilfe hat bei der Versorgung der Kinder. Dabei war sie extra von Berlin nach Höxter gezogen, weil dort einige ihrer älteren Kinder lebten. Doch die Rechnung scheint nicht aufgegangen zu sein. Einzige Unterstützung scheint neben gelegentlichen Babysittern nur die 13-jährige Tochter Lelia zu sein, die noch mit in dem Haus lebt. Zu einigen ihrer älteren Kinder hat Raugnik nach eigenen Worten dagegen keinen Kontakt mehr. Manche seien „schwer beleidigt“, weil sie Vierlinge bekommen habe, erklärt die mittlerweile 68-Jährige. Eine ihrer Enkeltöchter kenne sie deshalb nur vom Foto.

Keine Krabbelgruppe, kein Spielplatz

Zweifel an ihrer Entscheidung, mit 65 noch einmal vier Kinder zu bekommen, hört man dagegen auf Nachfragen der Reporterin nicht. Birgit Schrowange formuliert es daraufhin so: „Ich habe das Gefühl, dass die Annegret Raugnik, die älteste Vierlingsmutter der Welt, bei der Erziehung an ihre Grenzen stößt.“ Vor allem der Umgang mit den Kindern lässt Schrowange misstrauisch werden, die Kinder werden auch vor der Kamera angeschrien.

Ob sie, Raugnik, ein „strenges Regiment“ führe, will Schrowange weiter wissen. „Ich würde eher sagen, die wissen, wo die Grenzen sind. Die springen mir ja alle auf dem Kopf rum, wenn ich nicht eine eigene Meinung habe. Das ist doch normal“, entgegnet Raugnik.

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Nach Besuchen einer Krabbelgruppe gefragt, schüttelt Raugnik den Kopf: „Was soll ich denn da?“ Mit anderen Müttern wolle sie sich nicht austauschen. Und auch auf Spielplätze gehe sie mit ihren Kindern nicht. Die seien ihr zu voll mit Menschen. „Das ist auch eine Zeitfrage. Ich habe nicht immer einen Babysitter. Ich weiß nicht, wie die sich das alle immer vorstellen“, erklärt sie das.

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Unerfüllter Kinderwunsch

„Ab da war ich im freien Fall“

Raugnik kündigte in der Sendung zugleich an, sie habe ihr Haus in Höxter endlich verkauft und wolle zurück nach Berlin ziehen. Zurzeit sei sie auf der Suche nach einer passenden Bleibe. Bereits ein Jahr zuvor hatte sie über diese Pläne gesprochen. „Ich fühle mich hier nicht zu Hause. In Berlin bin ich mehr vernetzt. Kindermädchen und passende Helferinnen aus einer Hilfsorganisation in Höxter zu finden, die durchhalten und wo die Chemie stimmt, das war und ist eines der großen Probleme“, sagte Raunigk damals dem „Westfalen-Blatt“.

Zum Schluss zieht Schrowange ein Resümee ihres Besuchs. Die Kinder seien zwar versorgt, bekämen Nahrung, Kleidung und hätten ein Dach über dem Kopf. Dann fragt sie jedoch aus dem Off: „Aber ob das reicht?“

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